1. Wandertipps

Feierabendtouren in den Münchner Bergen

Kurze Wege, schnelle Gipfel

Wir alle kennen das: Werktags herrscht oft das schönste Wander­wetter, während es am Wochen­ende wieder einmal regnet und stürmt. In diesem Fall sind Feier­abend­touren ein guter Kompromiss, um dennoch rauszu­kommen. Die folgende Auswahl umfasst ein breites Spektrum an Zielen vom Ammer­gebirge über die Bayerischen Voralpen bis in den Chiemgau. Trotz ihrer Kürze bieten alle Wanderungen genug Abwechslung, um gut vom Alltag abschalten zu können.
Stand:

Was ist eine Feierabendtour?

Vom Paraplui aus den Tegernsee genießen.

Weil der Begriff Feierabendtour oder Feier­abend­runde manch­mal als leichte Wanderung miss­verstanden wird, vorab ein wichtiger Hinweis:Bei den Wandervorschlägen in diesem Artikel bezieht sich die Charakteri­sierung als Feier­abend­tour lediglich auf deren geringe konditionelle Anforde­rung und kurze Dauer, jedoch in keinem Fall auf deren technischen Anspruch.Die Touren können also zum Teil Berg­erfah­rung erfordern. Genaueres ist jeweils aus den Detail­seiten ersichtlich. Ausschlag­gebend für die Auswahl waren eine Gehzeit deutlich unter drei Stunden, wenige Höhen­meter sowie eine gute und schnelle Erreich­barkeit mit den Öffentlichen Verkehrs­mitteln oder dem Auto.

Meine Warnung hat einen ernsten Hintergrund. Zum Glück ist nichts passiert!Im Juni 2022 mussten rund hundert Schüler und ihre Lehrkräfte vom Heuberg­grat im Klein­walsertal per Hub­schrauber aus Bergnot gerettet werden. Einer der Lehrer hatte einen Wander­tipp aus dem Internet falsch interpretiert. Die Beschreibung als klassische Feier­abend­runde verstand er offenbar als Synonym für eine leichte Wanderung. Auch einige Journalisten übernahmen diese Sicht­weise leicht­fertig, ohne sie kritisch zu hinter­fragen. Schuld waren also nicht das nasse Wetter, die rutschigen Steige, die fehlende Berg­erfahrung aller Beteiligten oder die Miss­achtung eindeutiger Warn­schilder, sondern die angeblich irreführenden Informationen aus dem Internet.

Im Ammertal

Frühling im Ammertal mit dem Kofel im Hintergrund.

Los geht es mit den nördlichen Ammer­gauer Alpen. Dort sind die meisten Gipfel­touren zwar lang und anstrengend, doch die Rand­bereiche halten auch ein paar nette Ideen für den Feier­abend bereit.

Hörnlegebiet

Die Hörnlehütte zählt zusammen mit dem so genannten Zeitberg zu den absoluten Feier­abend­klassikern der Gegend. Sehr flotte Geher schaffen es vielleicht sogar bis auf das Hintere Hörnle. Doch das muss nicht unbedingt sein. Die Aussicht vom Zeitberg oder eventuell vom Vorderen Hörnle sollte genügen. Am besten wandert man von Bad Kohlgrub durch die Ludwigs­schlucht zur Hörnle­hütte hinauf. Wer früh dran ist, kann bei Bedarf die Hörnle-Schwebebahn nutzen.

Schleifmühlklamm und Steckenbergkreuz

Im Süden der Hörnlegruppe gibt es im Ammer­tal weitere Optionen. Die Schleif­mühl­klamm ist für sich genommen schon einen Ausflug wert. Mit dem Stecken­berg­kreuz kann man sie noch um einen lohnenden Aussichts­punkt ergänzen. Die Über­schreitung des Stecken­bergs zum Kolben­sattel ist für eine Feier­abend­tour dagegen etwas zu lang. Lieber genießt man statt­dessen in Ruhe den Blick vom Steckenberg­kreuz.

Oberammergauer Grottenweg am Kofel

Der Felszahn des Kofels gehört zu den markantesten Bergen im Ammertal. Zu seinen Füßen verläuft der gemütliche, über­wiegend schattige Grotten­weg. Auf ihm geht es nur moderat auf und ab. Wer sich für die rätsel­haften Fels­ritz­bilder am Grottenweg interessiert, sollte noch bei ausreichend Tages­licht unterwegs sein. Für die Wanderung auf den Kofel, dessen Gipfel zum Greifen nahe scheint, wird bei normalem Gehtempo etwa ein halber Tag benötigt.

Loisachtal und Werdenfels

Die Aussicht vom Eschen­loher Helden­kreuz kann sich sehen lassen.

Die vielfältige Landschaft des Loisach­tals mit seinen Wasser­fällen, Schluchten, Quellen und Mooren bietet sehr reiz­volle Möglichkeiten zum Wandern. Oft muss man dafür nicht einmal weit laufen.

Eschenloher Heldenkreuz

An der Eschenlohe Enge verlässt die Loisach das Loisach­tal und fließt hinaus zum Murnauer Moos. Dort steht oben am Oster­feuerberg das Eschen­loher Helden­kreuz. Es ist schnell zu erreichen und überrascht mit einem fantas­tischen Blick über das Tal bis zur Zugspitze. Gleich in der Nähe befindet sich außer­dem die spannende Asam­klamm. Alles in allem eine Feier­abend­tour par excellence.

Sieben Quellen

Ebenfalls bei Eschenlohe liegen die Sieben Quellen, für mich einer der malerischsten Orte im Loisachtal. Laut der amtlichen Karte sind es tatsächlich sieben Stück. Bedingt durch das Hindernis der Eschen­loher Enge wird dort das nordwärts fließende Grund­wasser aufgestaut und empor­gedrückt, so dass es aus dem Tal­boden hervor­sprudelt. Die Quellen speisen einen länglichen Tümpel, aus dem der Mühl­bach entspringt.

Kuhflucht

Ein ganz besonderes Highlight im Loisachtal ist die Kuhflucht bei Farchant. Die groß­artigen Wasser­fälle in der zerklüfteten Schlucht zählen zu den Top-Ausflugs­zielen im Werdenfels. Vom Bahnhof braucht man eine gute halbe Stunde. Weiter zur spektakulären Quelle, die hoch oben mitten aus einer Felswand schießt, sind es fast zwei Stunden, zu viel für den Feierabend.

Königsstand am Kramer

Gegenüber der Kuhflucht erhebt sich der Kramer­berg. Die Gipfel­besteigung dauert einen ganzen Tag. Doch der Kramer hat mit dem Königs­stand einen lohnenden Vorposten. Einst hatte auf ihm der jagd­begeisterte König Maximilian II. seinen Einstand. Vom Pfleger­see gelangt man in einer knappen Stunde über den Maurer­steig zum Königs­stand, wobei eine solide Tritt­sicherheit nötig ist.

Rings um Tegernsee und Schliersee

Feierabend auf der Bodenschneid.

Das Gebiet um Tegernsee und Schlier­see zählt zu den klassischen Münchner Haus­bergen. Mit seinen eher niedrigen Gipfeln bietet es ideale Bedingungen für kurze Wanderungen.

Riederstein, Glaun und Paraplui

Zwischen den beiden Seen liegen die Baum­garten­schneid und die Gindel­alm­schneid. Diese beliebten Berge sind schon fast Tages­touren. Der Fels­sporn des Rieder­steins passt dagegen von der Länge. Mit der neu­gotischen Kapelle oben und dem Gast­haus am Galaun zu seinen Füßen bildet er eines der Highlights am Tegern­see. Wem der Rieder­stein am Abend zu weit ist, belässt es alternativ mit dem Aussichts­punkt am Großen Paraplui.

Bodenschneid

Die Boden­schneid liegt südwestlich des Rieder­steins. Mehrere nette Wege führen hinauf: vom Rottach­tal, von Fisch­hausen-Neuhaus und aus dem Spitzing­gebiet. Für eine Feier­abend­tour eignet sich am besten der kurze Aufstieg vom Spitzing­sattel über die Firstalm. Sollte es zu spät werden, lässt man den Gipfel einfach sausen und kehrt statt­dessen auf der gemütlichen Firstalm ein.

Um den Schliersee

Am Wochenende geht es am Schliersee oft ziemlich zu. Deshalb lohnt es sich, den schönen See­rund­weg über die Burgruine Hohen­waldeck an einem Werk­tag zu machen. Gut zwei­einhalb Stunden sind dafür einzu­planen, zeitlich also auch abends nach der Arbeit unter Umständen noch möglich. Ansonsten wandert man einfach nur die halbe Runde vom Bahn­hof Schliersee nach Fisch­hausen-Neuhaus oder umgekehrt. Vielleicht reicht es dann noch für einen Stop an einem der Badeplätze.

Inntaler Berge

Besinnlicher Tagesausklang an der Wallfahrts­kirche auf der Biber in Brannenburg.

Im bayerischen Inntal findet man ein besonders breites Spektrum an möglichen Feier­abend­runden. Viele lohnende Wander­ziele liegen in Talnähe, darunter mehrere barocke Berg­kirchen, manche sogar mit einem Gast­haus nebenan. Außer­dem gibt es schöne Aussichts­punkte, Burg­ruinen, interessante Höhlen und noch einiges mehr.

Biber-Runde in Brannenburg

Der nur wenige Kilometer lange Biber-Rundweg ist genau richtig für den Feier­abend. Vorbei an ein paar Rast­plätzen führt er hinauf zur pittoresken Wallfahrts­kirche St. Maria Magdalena. Lokal­historisch bedeutsam sind die ehemaligen Einsiedler­höhlen in der Biber. Geologisch Interessierte werden darüber hinaus an der farben­prächtigen Biber­nagelfluh ihre Freude haben.

Flintsbacher Petersberg

Nur wenige Kilometer südlich von Brannenburg liegt Flintsbach. Über dem malerischen Dorf mit seinen schmucken alten Höfen erhebt sich der markante Peters­berg mit dem weithin sicht­baren Kircherl oben nebst Gasthaus. Für den steilen Aufstieg von der Ruine Falkenstein braucht man eine stramme Stunde. Alle anderen Wege sind länger.

Hocheck über Oberaudorf

Der nächste größere Ort hinter Flintsbach ist Oberaudorf mit seinem Haus­berg dem Hoch­eck. Oben steht ein großer Gast­hof mit Betten, falls man erst am nächsten Tag wieder heimwill. Wegen der Seilbahn und diverser Attraktionen bildet das Hoch­eck allerdings nicht gerade einen ruhigen Ort für den Feierabend.

Höhlenburg im Grafenloch

Ebenfalls bei Oberaudorf befindet sich die Höhlenburg in der Luegstein­wand, die auf Grund einer Sage als Grafenloch bezeichnet wird. Zusammen mit der Ruine Auerburg und dem Freizeit­bad am Luegstein­see ergibt das Grafenloch eine wirklich nette kleine Wanderung, die man immer wieder gerne macht.

Buchbergkreuz bei Kiefersfelden

Als letzter Ort vor der österreichischen Grenze kommt noch Kiefers­felden. Das Buchberg­kreuz dort kennen fast nur die Einheimischen. Nun, der Buchberg ist auch mehr ein unauf­fälliger Hügel, denn ein echter Berg. Wie dem auch sei, der Kaiserblick kann sich trotzdem sehen lassen. Hinter dem Buchberg liegt der versteckte Egelsee. Über den Wasserfall am Hechtsee und den Kieferbach geht es dann wieder zurück.

Westliche Chiemgauer Alpen

Am Abend noch schnell ein Stein­mandl an der Schoßrinn bauen.

Die Wege auf die Gipfel der Chiem­gauer Alpen sind über­wiegend einfach, jedoch häufig ziemlich weit. Ein bisschen etwas geht aber auch dort, vor allem in Talnähe.

Bärnsee-Rundweg bei Aschau

Am Eingang zum Priental liegt bei Aschau der kleine Bärn­see, eingebettet in eine idyllische Moor­landschaft. Es gibt einen kurzen, teils mit Bohlen befestigten Rund­weg. Baden ist im Bärnsee aus Natur­schutz­gründen nicht mehr erlaubt. Das kann man im nahen Moor­bad machen. Dort existiert auch eine Kneippanlage.

Schoßrinn-Wasserfall im Priental

Tiefer drinnen im Priental stürzt der faszinierende Schoß­rinn-Wasser­fall fast hundert Meter eine senk­rechte Wand herab. Er ist einer der höchsten Wasser­fälle in den Chiem­gauer Alpen. Bergauf laufen muss man zu ihm dennoch nicht. Von Aschau dauert der Weg knapp zwei Stunden. Zu weit, um ihn am Abend wieder zurückzu­wandern. Deshalb fährt man besten per Bus oder Taxi nach Hainbach und wandert von da aus über die Schoßrinn nach Aschau.

Alpenpanorama vom Westerbuchberg

Parallel zum Priental verläuft östlich der Kampen­wand das Achen­tal. Am Eingang zum Achental ragt bei Übersee der Westerbuch­berg knapp hundert Meter aus der ebenen Moor­land­schaft der Kendlmühl­filzen hervor. Vom Bahnhof ist die Anhöhe in einer guten halben Stunde zu erreichen. Oben schaut man direkt auf die Chiemgauer Alpen von der Kampen­wand bis zum Hochgern. Eine Einkehr gibt es ebenfalls und außerdem eine romanische Kirche zu besichtigen.

Schnappenkirche bei Marquartstein

Beim Blick vom Westerbuchberg ins Tal der Tiroler Achen fällt auf Seiten des Hoch­gerns am Berghang eine weiße Kirche auf. Sie heißt im Volks­mund Schnappen­kirche. Trainierte Geher können sie von Staudach oder Marquart­stein aus gut als Feier­abend­tour machen. Von den Rast­bänken genießt man eine schöne Perspektive auf den Chiemsee.