Toteislöcher in Südbayern
Entstehung und Verbreitung
Ein Toteisloch ist eine glaziale Hohlform. Taut ein Gletscher rasch ab, kann er große Toteismassen zurücklassen, die nach und nach zerfallen. Die Schmelzwasserbäche des Gletschers lagern Sedimente um die Toteisblöcke herum ab. Nach dem endgültigen Abschmelzen bleiben an Stelle der Eisblöcke Hohlformen zurück. In diesen Toteislöchern oder -kesseln befinden sich heute oft Seen und Moore.
Stand:
Toteisseen

Datenquelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Toteislöcher oder -kessel, in Norddeutschland auch Söllen genannt, sind ein typischer Bestandteil postglazialer Landschaften. Im bayerischen Alpenvorland treten sie in großer Zahl auf, in den Alpentälern nur vereinzelt.Die oftmals nahezu kreisrunden Löcher sind meistens zwischen zehn bis zwanzig Meter tief und besitzen einen Durchmesser von wenigen Zehnermetern bis zu einigen Hundert Metern.In den Vertiefungen liegen häufig kleine Seen, die von Niederschlägen, vor allem aber durch Grundwasser gespeist werden. So beispielsweise der Weßlinger See im Fünfseenland. Nennenswerte Zu- oder Abflüsse kommen eher selten vor.
Manchmal befinden sich mehrere Toteislöcher nah genug beieinander, um zu einem einzigen reich gebuchteten Gewässer zu verschmelzen. Besonders in den Eiszerfallslandschaften der Osterseen, der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und der Seeoner Seen ist das der Fall.
Toteismoore

Die flachen Seen der Toteismulden vermooren leicht, so dass sich viele in unterschiedlichen Verlandungsstadien befinden – vom Niedermoor bis zum Hochmoor. Bei Wildsteig im Pfaffenwinkel existieren schöne Exemplare mit ausgeprägten Hochmooren. Es gibt allerdings auch trockene Toteislöcher wie etwa am Hatzenbichl bei Ohlstadt oder die Wolfsgrube bei Wildenroth nahe Grafrath.
Als wertvolle Biotope und Geotope unterliegen Toteislöcher übrigens grundsätzlich dem Bayerischen Naturschutzgesetz. Sie dürfen nicht beeinträchtigt oder gar beseitigt werden.
Entstehung

Toteislöcher sind besonders im Randbereich ehemaliger Gletscherzungen zu finden, deren Lage anhand der großen Zungenbeckenseen wie dem Ammersee, dem Starnberger See oder dem Chiemsee noch gut erkennbar ist.Beim Gletscherrückzug brachen von den Gletscherzungen einzelne oder ganze Gruppen von Toteisblöcken ab.Um die teils riesigen Eisblöcke herum lagerten die Schmelzwasserbäche der zurückweichenden Gletscher große Mengen Geröll, Kies und Sand ab, wobei das Eis oft sogar komplett überdeckt wurden. Die Sedimente schützten das Eis vor der Sonne und isolierten es, so dass es nur langsam schmolz. Mit dem endgültigen Verschwinden des Toteises sank der Boden schließlich ein und es blieben die mit Schluff und Ton des Gletscherabriebs abgedichteten Vertiefungen der heutigen Toteislöcher zurück.