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Streuwiese

Ökologisch besonders wertvolles Kulturland

Streuwiesen dienten früher in stroh­armen Gegenden der alternativen Gewinnung von Einstreu für die Ställe. Man nutzte dazu sehr mageres Grün­land, insbesondere auf feuchten, moorigen Stand­orten. Die dort wachsenden Gräser besitzen einen geringen Nähr­wert und sind als Vieh­futter unbrauchbar. In der heutigen Land­wirtschaft spielen Streu­wiesen keine Rolle mehr. Wegen ihres Arten­reichtums werden sie aber aus Natur­schutz­gründen weiterhin gepflegt, damit sie nicht verbuschen.
Stand:

Streuwiese mit Heuhocken im Murnauer Moos. Um ihren Arten­reichtum zu erhalten, müssen die Wiesen einmal jährlich gemäht werden, sonst würden sie verbuschen.

In Regionen mit viel Viehwirtschaft und wenig Ackerbau wie dem bayerischen Alpenraum herrschte früher ein großer Mangel an Einstreu für die Ställe. Einstreu nimmt die Aus­scheidungen der Nutztiere auf, hält den Stall trocken und lässt sich später als Mist zur Düngung ausbringen.
Auf Grund der klimatischen Bedingungen ist der Getreide­anbau am Alpen­nordrand und den nördlichen Alpentälern nur sehr eingeschränkt möglich. Selbst auf den wenigen einiger­maßen geeigneten Standorte fallen die Erträge durch die gegenüber dem Flach­land verkürzte Vegetations­periode sowie die vielen Regentage deutlich geringer aus. Deshalb besteht die Land­wirtschaft in diesen Gebieten haupt­sächlich aus Viehhaltung. Etwas Getreide wurde trotzdem angebaut, weil die Höfe bestrebt waren, sich so gut wie möglich selbst zu versorgen.Das anfallende Stroh reichte jedoch für die Stalleinstreu bei Weitem nicht aus.Als Ersatz kultivierte man vor allem die zahlreich vorhandenen Nieder­moore. Durch Rodung, Entwässerung und stetige Pflege entstanden darauf die ökologisch äußerst wertvollen Streu­wiesen. Wegen der meist nur einmaligen Mahd im Herbst können sich Pflanzen und Insekten auf den Wiesen über den Sommer ungestört entwickeln.

Neben dem Heu von den Streuwiesen holte man für die Einstreu außerdem Laub aus den Wäldern. Das Laubrechen, Labern genannt, missfiel der Obrigkeit, weil es Keimlinge zerstörte und junge Bäume beschädigte. Im Vergleich zum Wild­verbiss oder dem Mähen von Wildheu dürfte der Nachteil für die Wald­verjüngung allerdings gering gewesen sein. Manchmal wurde sogar Moos als Einstreu gesammelt. Eine mühsame Angelegenheit, die zeigt, wie groß der Mangel war.