Schanzanlagen zwischen Farchant und Oberau
Schwedenschanze und Neue Schanz am Steinernen Brückl
Im Loisachtal existieren zwischen Oberau und Farchant entlang der ehemals bayerisch-werdenfelsischen Grenze umfangreiche Schanzanlagen aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und des Spanischen Erbfolgekriegs. Während letzterem kam es dort am 27. August 1703 zur Schlacht am Steinernen Brückl, bei dem einige Hundert verteidigende bayerische Soldaten von mehreren Tausend Tirolern und Österreichern überrannt wurden.
Stand:
Schwedenschanze

Die ältere Schwedenschanze, bestehend aus einem Wall mit Wassergraben, wurde von 1646 bis 1648 angelegt. Das Kurfürstentum Bayern, die Grafschaft Tirol und das Hochstift Freising, dem die Grafschaft Werdenfels gehörte, taten sich für den Bau zusammen.Die Schwedenschanze war für eine Verteidigung nach Norden ausgelegt.Man reagierte mit ihr in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Kriegs auf die zunehmende schwedische Bedrohung. Damals suchten schwedische und französische Truppen vermehrt Bayern heim. Es kam zu großen Schlachten, Städte wurden erobert, das Land verwüstet und die geschundene Bevölkerung musste nach so vielen Kriegs- und Pestjahren noch einmal schreckliches Leid ertragen. Bis ins Werdenfelser Land drangen die Schweden allerdings niemals vor. Die Schanze wäre für sie aber wohl auch kein ernsthaftes Hindernis gewesen. Allenfalls einen kleinen Raubzug hätte man dort vielleicht abfangen können.
Heute ist die stark verschliffene Schwedenschanze im Gelände kaum mehr auszumachen. Sie existiert nur noch auf einer Länge von knapp 400 Metern zwischen der Bahnstrecke und der Loisach.
Neue Schanz

Im Gegensatz zur Schwedenschanze war die Neue Schanz von 1702 auf eine Verteidigung Bayerns Richtung Süden ausgerichtet.Damals gerieten Bayern und Österreich im Spanischen Erbfolgekrieg aneinander. Das neutrale Werdenfelser Land lag zwischen den Fronten der Wittelsbacher und Habsburger. Verglichen mit den starken Befestigungen auf Tiroler Seite, der Porta Claudia bei Scharnitz, der Leutascher Schanz und der Ehrwalder Schanze, einem Vorwerk im Festungsgürtel um Ehrenberg, erscheint die Neue Schanz eher behelfsmäßig.Auf einer Länge von knapp zwei Kilometern sperrte die Neue Schanz das Loisachtal fast komplett ab.Ein kleines Stück ging durch die Bundesstraße und die Bahntrasse verloren. Der Wall war mit Palisaden verstärkt. Es gab mindestens acht vorgeschobene Bastionen, von denen sechs noch gut auf dem digitalen Geländemodell zu erkennen sind. Die Wassergräben standen mit der Loisach und dem Röhrlbach in Verbindung.
Schlacht am Steinernen Brückl

Im Jahr 1703 drang der bayerische Kurfürst Max Emanuel mit verbündeten französischen Truppen über Kufstein in Tirol ein und besetzte Innsbruck. Der verbissene Widerstand der Tiroler am Brenner und ein allgemeiner Aufstand im Land zwangen ihn bald wieder zum Abzug. Über Seefeld und Mittenwald kehrte er nach München zurück. Zur Verteidigung der Neuen Schanz blieben maximal tausend Mann, wobei neben regulären Truppen auch Bauern aus der Umgebung eingesetzt wurden. Viel zu wenige angesichts der mehr als 10 000 Mann starken österreichischen und Tiroler Truppen unter Siegbert von Heister, die hinter dem Kurfürsten nachrückten.
Am Morgen des 27. Augusts kam es zum Gefecht am Steinernen Brückl.Das Steinerne Brückl war die alte Bogenbrücke über den Ronetsbach am Grenzübergang zwischen Bayern und Werdenfels. Sie besaß eine große Bedeutung für den Warenverkehr auf der transalpinen Rottstraße, die aus der römischen Via Raetia hervorgegangen war. Die Brücke lag 50 Meter südlich der Schanze, wo heute die Straße verläuft.

Zur Erinnerung an die Soldaten, die hier im Gefecht am Steinernen Brückl am 27. August 1703 gefallen sind und zum Gedenken an alle Opfer der drangvollen Jahre des Spanischen Erbfolgekriegs.
Laut einem Augenzeugenbericht hielt die Schanze dem Kanonenbeschuss zwar stand, doch dann wurde sie zu beiden Seiten über die Bergflanken umgangen. Außerdem brachen Husaren und Dragoner, also berittene Soldaten, an der Loisach durch. Dort hatte die Schanze eine Lücke. Damit war die Schlacht schnell entschieden. Die Bayern sollen 43 Mann verloren haben, 80 kamen nach Innsbruck in Gefangenschaft, die übrigen flohen.
Max Emanuel hatte in Tirol schlimm gewütet. Nun wurde Rache genommen. Besonders hart traf es Murnau, wo viele Häuser in Flammen aufgingen. Ein bitterer Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.