Runse, die
Typische Erosionserscheinung im Gebirge
Eine Runse ist eine kerbförmige Erosionsrinne, die durch Sturzwasser, Lawinen oder seltener Murenabgänge entsteht. Steile, auf Grund von Abholzung oder Überweidung vorgeschädigte Berghänge sind besonders betroffen.
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Was sind Runsen?

Kerbförmige bzw. v-förmige durch Erosion entstandene Furchen an Berghängen werden in der Geomorphologie als Runsen bezeichnet. Auf Landkarten tauchen sie allerdings, falls sie überhaupt einen Namen tragen, nicht unter dieser wissenschaftlichen Bezeichnung, sondern meistens als Graben oder Rinne auf.
Runsen können von wenigen Metern bis zu einigen Zehnermetern tief werden, wobei die Tiefe am oberen Anriss geringer ist als im mittleren Bereich und gegen Ende hin wieder abnimmt. Unterhalb der Runse wird das Material in Schwemmkegeln abgelagert, sofern es nicht ein Bach gleich wieder wegspült.
Normalerweise sind Runsen trocken. Nur bei Starkregen oder während der Schneeschmelze führen sie Wasser. Durch diese periodischen Abflüsse, aber auch Schneerutschungen und Lawinen werden sie mit der Zeit immer größer und tiefer.
Vorkommen

Tiefgründige Böden, wie sie durch die Verwitterung von Mergelgesteinen entstehen, neigen naturgemäß zur Runsenbildung, ebenso die eigentlich eher festen Hauptdolomithänge, wohl weil das spröde Gestein oberflächlich leicht zerbröselt. Die ohnehin recht rutschungsanfälligen Flyschberge weisen besonders viele Runsen auf. Gehäuft treten Runsen auch im Lockergestein von Moränen auf. Die eiszeitlichen Gletscher lagerten an den Bergflanken der Täler eine Mischung aus Kies, Sand und Schluff ab. Diese Seitenmoränen erweisen sich als sehr erosionsanfällig, weil das Gelände einerseits durch die Gletscher übersteilt wurde und die Gletscherablagerungen andererseits instabil sind.
Viele Runsen entstanden am Ende der Würm-Kaltzeit. Beim Rückzug hinterließen die Gletscher eine Fels- und Geröllwüste. Ohne schützende Vegetation waren die Hänge der Wucht des Schmelzwassers schutzlos preisgegeben. Der heranwachsende Bergwald stabilisierte sie mit der Zeit und bremste die weitere Erosion.
Erosionsschäden durch die Almwirtschaft

Runsen bilden zwar eine natürlich Erosionserscheinung, doch zum Teil werden sie auch durch menschliche Eingriffe verursacht. Für die Almwirtschaft rodete man riesige Flächen, darunter viele steile Hänge, die bei falscher Bewirtschaftung sehr erosionsgefährdet sind.Überweidung, unzureichende Pflege oder Auflassen von Almweiden begünstigt Erosionsschäden.Eine übermäßige Trittbelastung durch Weidetiere beispielsweise oder Schneedruck an nicht entfernten kleinen Bäumen kann die Grasnarbe verletzen. Diese blanken Stellen, an denen das Erdreich oder der Felsuntergrund zu Tage tritt, werden Blaiken genannt. Starke Regenfälle können diese Schwachstellen immer weiter auswaschen, verlängern und vertiefen, bis daraus im schlimmsten Fall Runsen entstehen. Bergwanderer sollten außerdem das Abkürzen von Serpentinenwegen unterlassen. Denn diese wilden Abschneider sind letztlich vergleichbar mit den Trittschäden des Viehs und haben dieselben Konsequenzen.