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Rauwacke, die

Poröses Kalkgestein aus der Trias

Die Rauwacke, früher Rauhwacke oder Rauchwacke geschrieben, ist ein löchriges Gestein, das wegen seiner Struktur auch Zellen­kalk genannt wird. Die Hohl­räume inner­halb des Kalk- oder Dolomit­gerüsts der Rauwacke entstehen durch Auslaugung der Minerale Gips und Anhydrit. In den Nörd­lichen Kalk­alpen tritt das Gestein haupt­sächlich in den Reichen­haller und den Raibler Schichten aus der Trias auf.
Stand:

Entstehung

Faustgroßer Stein einer brekziösen Reichenhaller Rauwacke aus dem Karwendel.

Die Rauwacke der Kalkalpen bildete sich unter heißen klimatischen Bedingungen im Rand­bereich eines flachen, tropischen Meeres, das langsam austrocknete, vergleichbar mit der heutigen Situation am Toten Meer. In Lagunen und abgeschnit­tenen Meeres­armen stieg die Salz­konzen­tration durch Verdunstung stark an. Entsprechend der jeweiligen Wasser­löslichkeit fielen nacheinander Kalk, Dolomit, Gips und Anhydrit aus. Die Geologen nennen solche Sediment­gesteine, die durch Eindampfung entstehen, Evaporite. Gips und Anhydrit sind chemisch betrachtet Kalzium­sulfate. Im Gegensatz zum Gips hat Anhydrit in seinem Kristall­gitter aber kein Wasser eingebaut. Bei Wasser­zugabe wandelt sich Anhydrit in Gips um.

Raibler Rauwacke vom Riederstein im Gesteins­garten am Tegernseer Gymnasium.

Rauwacke, wie wir sie kennen, ist das Ergebnis von Wasser­einwirkung. Der Gipsanteil wird mit der Zeit ausgelaugt und fortgespült, so dass das charakte­ristische Kalk- oder Dolomit­gerüst übrig bleibt.
Zwei Ausprägungen sind zu beobachten. Die brekziöse Rauwacke erinnert mit ihren vielen erbsen­großen Löchern an Kalktuff. Die Löcher zeugen von den verschwundenen Gips­bruch­stücken. Daneben gibt es in der Rauwacke auch massige Gips­vor­kommen, die größere Hohl­räume im Fels hinter­lassen können, teils in Form von betretbaren Halb­höhlen, manchmal auch oberflächlich anhand von Dolinen erkennbar.

Vorkommen

Rauwacke der Reichenhaller Schichten am Gumpen­bach im Karwendel mit deutlich erkennbaren Auswitterungs­höhlen.

Rauwacke tritt in größerem Umfang sowohl in den Reichen­haller Schichten als auch in den Raibler Schichten auf.
Die ältere Reichen­hall-Formation stammt aus der Unteren bis Mittleren Trias. Ihre größte Verbreitung innerhalb der Nörd­lichen Kalk­alpen hat sie im Mieminger Gebirge, im Wetter­stein­gebirge und im Karwendel. Sie folgt auf die eben­falls Rauwacke führenden Werfener Schichten und wird vom Alpinen Muschel­kalk über­lagert. Die Rau­wacke bildet das mächtigste, gebiets­weise sogar einzige Gesteins­paket der Reichen­haller Schichten.
Im Vergleich zu den Reichenhaller Schichten besitzt die Raibl-Formation einen komplexeren Aufbau. Sie gehört zur Oberen Trias und lagert zwischen dem Wetter­stein­kalk und dem Haupt­dolomit. Die Rauwacke ist darin zwar der auffälligste, jedoch vom Volumen her neben Kalkstein, Dolomit, Gipsstein, Mergel, Sand­stein und Ton­schiefer ein eher unter­geordneter Bestandteil.

Rauwackehöhlen

Raibler Rauwacke an der Bärenhöhle bei Wallgau im Estergebirge.

Wie oben erwähnt, können in der Rauwacke durch die Auslau­gung und Verwitterung der eingelagerten Gips­gesteine kleine Halb­höhlen entstehen. Man findet solche eigentlich fast überall, wo es Rauwacke gibt, manchmal auch indirekt in Form von Dolinen.
Zu Füßen der Leitner Nasen am Schliersee etwa versteckt sich eine Reihe unscheinbarer Gufeln. Aus geologischer Sicht sind diese Objekte durch­aus sehens­wert, doch die Enttäuschung bei echten Höhlen­forschern angesichts ihrer geringen Tiefe kann man gut nachvollziehen.
Oft haben die Halbhöhlen in der Rauwacke ein arkaden­artiges Aussehen. Ein schönes Beispiel dafür ist die Wallgauer Bärenhöhle im Estergebirge. Auch in der nahen Finzbach­klamm existieren diese Arkadenformen.
Interessant sind außerdem der begehbare Wildfräulein­stein bei Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen und die Mariengrotte beim Riederstein am Tegernsee.