Raibler Schichten
Gesteinsformation der Obertrias
Die Raibler Schichten bilden eine inhomogene Abfolge verschiedener Sedimentgesteine, darunter Kalkstein, Dolomit, Sandstein und Mergel. Zum Teil sind auch Gipsvorkommen enthalten. Typisch ist außerdem der Zellenkalk der Raibler Rauwacke. Entstanden sind die Raibler Schichten in der Obertrias. Sie lagern zwischen dem Wettersteinkalk und dem Hauptdolomit.
Stand:
Herkunft des Namens

Der Name der Raibler Schichten, oft auch Raibl-Gruppe oder Raibl-Formation genannt, stammt vom Bergwerk Raibl im italienischen Ort Cave del Predil in den Julischen Alpen. Das seit dem Mittelalter betriebene Bergwerk ist inzwischen stillgelegt. Heute gehört es zu einem Geopark. Es kann besucht werden. Abgebaut wurden in Raibl Blei und Zink. Die Erzvorkommen liegen in den Raibler Schichten.
In der Fachliteratur tauchten die Raibler Schichten erstmals 1857 bei dem österreichischen Geologen Franz von Hauer auf. Andere griffen die Bezeichnung auf und so wurde sie schließlich allgemein anerkannt.
Vorkommen und Entstehung

Die Raibler Schichten kommen sowohl in den Nördlichen als auch den Südlichen Kalkalpen verbreitet vor. Zur Unterscheidung sprach man früher in den Südalpen von den Cardita Schichten, nach einer Muschelart, die darin als Leitfossil auftritt.In der Schichtenfolge liegt die Raibl-Formation zwischen dem Wettersteinkalk und dem Hauptdolomit.Die Mächtigkeit variiert von einigen Zehnermetern bis zu mehreren Hundert Metern im Wettersteingebirge.
Wegen des großen Spektrums an unterschiedlichen Sedimentgesteinen von Tonschiefer über Sandstein, Mergel, Kalkstein und Dolomit bis hin zu Gipsstein werden unruhige Ablagerungsbedingungen mit einem stark schwankenden Meeresspiegel, teils sogar mit vollständiger Austrocknung, angenommen.
Raibler Rauwacke

Den auffälligsten und damit bekanntesten Bestandteil der Raibler Schichten bildet die Rauwacke, früher oft Rauhwacke oder Rauchwacke geschrieben. Die Rauwacke tritt allerdings nicht nur in den Raibler Schichten, sondern auch in anderen Gesteinsformationen auf. Bei der Rauwacke handelt es sich um ein zellenartiges Gerüst aus Dolomit oder Kalkstein, in das die Sulfatminerale Gips und Anhydrit eingelagert sind.
Wenn Gips und Anhydrit vom Wasser ausgelaugt und weggespült werden, bleibt ein poröses Gestein übrig. Manchmal entstehen dabei interessante Kleinhöhlen wie der Wildfräuleinstein bei Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen oder die Wallgauer Bärenhöhle im Estergebirge.
Gipsabbau
Die Gipsvorkommen der Raibler Schichten wurden früher vielerorts abgebaut.
- Besonders im Werdenfelser Land war der Gipsabbau ein wichtiger Wirtschaftszweig. Gipsbrüche gab es unter anderem am Josefsbichl bei Partenkirchen zu Füßen des Wanks, außerdem bei Kaltenbrunn und Gerold.
- Loisachabwärts betrieb man seit dem 17. Jahrhundert am Auerberg bei Oberau einen großen Bruch. Er lag unterhalb des Heldenkreuzes, wo heute der Straßentunnel beginnt.
- Zahlreiche Brüche existierten auch in der Füssener Gegend. Von den renaturierten Abbaustellen im Faulenbachtal zeugen noch der Gipsbruchweiher und das Gipsloch. Der Gips aus dem Jugendtal und der Bleckenau wurde in der abgebrannten Gipsmühle am Eingang zur Pöllatschlucht verarbeitet.
- Weitere Gipsbrüche sind im Schwarzenbachtal bei Lenggries und beim Silleck am Hochgern in den Chiemgauer Alpen bekannt.
Heute sind all diese Gipsvorkommen erschöpft, liegen in Schutzgebieten oder der Abbau lohnt sich nicht mehr.
Schwefelquellen

Quellwasser, das durch die Raibl-Formation fließt, ist wegen des darin vorhandenen Gipsgesteins, das chemisch aus Kalziumsulfat besteht, oft schwefelhaltig.
Die bedeutendste Schwefelquelle der Bayerischen Alpen liegt am Hohlenstein in Wildbad Kreuth. Sie war der Grund für die Errichtung des dortigen Heilbads, das sich zeitweise europaweiter Bekanntheit erfreute. Weitere Quellen gibt es bei Bad Wiessee unterhalb des Hirschtalsattels. Der daraus entspringende Bach heißt bezeichnenderweise Stinkergraben. Ansonsten wären noch die Schwefelquelle am Eschenloher Kalvarienberg und diejenige an der Farrenpoint bei Litzldorf zu nennen.
Dolinen
Wie bereits erwähnt, gibt es in den Raibler Schichten einige Kleinhöhlen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass auch Dolinen auftreten.Nahe der oben genannten Wallgauer Bärenhöhle erstreckt sich in einer Weidefläche das Krüner Dolinenfeld. Unter dem Deckenschotter lagern dort Raibler Schichten. Durch Auflösung von Gips oder Anhydrit entstanden Hohlräume, die nachgaben, so dass der Boden mehrere Meter tief einsank.
Kaum bekannt sind die beiden im Wald versteckten und schlecht erreichbaren Großdolinen im Gebiet der Baumgartenschneid. Die größere befindet sich am Lahnenkopf nahe der Krainsberger Alm, die andere zwischen der Baumgartenschneid und dem Lahnenkopf.