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Pionierweg

Felsiger Steig von Schlehdorf zum Herzogstand

Der Pionierweg ist ein schmaler, felsiger und moderat ausgesetzter Wander­weg durch die Nord­seite des Herzog­stands. Er stellt die direkte Verbindung von Schleh­dorf zum ehemaligen Reitweg von König Maximilian II. her. Erbaut wurde der Weg auf Initiative der Alpenvereins­sektion München im Jahr 1892 durch ein bayerisches Pionier­bataillon unter Leitung von Major Adalbert Neischl.
Stand:

Vorgeschichte

Sophienbrücke über den Teufels­graben. Bild: Ferdinand Kilger, München
Datenquelle: Geschichte der Alpenvereinssection München als Denkschrift nach dreißigjährigem Bestehen (Eigenbesitz)

Die Alpenvereinssektion München pachtete ab 1887 das Pirsch­haus von König Maximilian II. sowie das Königs­haus von Ludwig II. am Herzog­stand.
Nach dem Wunsch der Sektion sollte neben dem ehemals königlichen Reit­weg vom Kessel­berg und dem versicherten Grat­weg zwischen Herzog­stand und Heimgarten noch ein leichter Aufstieg von Schleh­dorf aus entstehen. Die Verbindung vom Roßkopf durch die zerklüftete und von Gräben zerfurchte Nord­flanke des Herzog­stands zum Reit­weg war damals lediglich auf einem waghalsigen Jagd­steig mach­bar. Schwoll der Bach im Teufels­graben an, wurde er unpassierbar. Die Idee, diese Route zu verbessern, gefiel auch dem örtlichen Verschöne­rungs­verein, der Schleh­dorf für die Sommer­frischler möglichst attraktiv gestalten wollte.Anders als heute, wo sich am Herzog­stand alles auf die Walchen­see­seite mit der Seil­bahn konzentriert, spielte im 19. Jahr­hundert der Start am Kochelsee eine größere Rolle.Zu dieser Zeit war die Anreise noch langwierig und beschwer­lich. Erst mit der Eröffnung des Bahn­hofs in Kochel im Jahr 1898 verkehrten über den Kessel­berg Motorwagen, zuvor nur Postkutschen.

Umsetzung durch bayerische Pioniere

Tafel am Aussichtspunkt an der Neischl-Rast. Die Jahres­zahl 1904 sorgt manch­mal für Verwirrung. Sie gilt für die Neischl-Rast nicht den Pionierweg.

Der Sektion fehlten ausreichend finanzielle Mittel für die Umsetzung des teuren Vorhabens. Doch es gelang ihr, das bayerische Militär zu über­zeugen, zum Zwecke der Übung einen komplizierten alpinen Weg anzulegen. Die Leitung über­nahm Major Adalbert Neischl (1853–1911), der auch ein renommierter Geologe und Höhlen­forscher war. Er erkundete das Gelände und legte eine auch aus land­schaft­lichen Gesichts­punkten reizvolle Route fest.Zwei Kompagnien des 1. Bayerischen Pionier­bataillons, bestehend aus 190 Mann, erstellten daraufhin nach den Plänen Neischls den Weg im August 1892 in nur zwei Wochen.Die Pioniere errichteten vier Holz­brücken und erweiterten die Eng­stellen durch Sprengungen.Der Steig am Herzogstand war übrigens nicht der einzige, den bayerische Pioniere anlegten. Sie bauten zwei Jahre später auch denjenigen durch die Almbach­klamm am Untersberg, wobei wieder Neischl die Planung übernahm.

Spannender Verlauf durch wilde Gräben

Karlsbrücke über den Schönraingraben. Bild: Ferdinand Kilger, München
Datenquelle: Geschichte der Alpenvereinssection München als Denkschrift nach dreißigjährigem Bestehen (Eigenbesitz)

Der erste und wildeste Graben, wenn man von Schleh­dorf aufsteigt, heißt Teufels­graben. Er führt wie alle anderen nur während der Schnee­schmelze oder nach ergiebigen Regen­fällen Wasser und speist die Roßfül­laine. Den Teufels­graben über­spannt die Sophien­brücke an der so genannten Teufels­kuchl. Die ursprüng­lich hölzerne Brücke ist natürlich längst vermodert und wurde durch einen Stahl­steg ersetzt.
Als Nächstes kommt der Schön­rain­graben, heute in der amtlichen Karte als Teufels­kuchl­graben verzeichnet. Es muss da irgend­wann zu einer Verwechslung gekommen sein. Über den Schön­rain­graben gab es die hölzerne Karls­brücke und über seinen Neben­graben die Juliusbrücke.
Im Anschluss an den Schönrain­graben beschreibt der Pionier­weg eine Spitz­kehre und passiert die Bank an der Neischl-Rast.
Zuletzt geht es dann noch durch den Grenz­graben auf der Gemeinde­grenze zwischen Schlehdorf und Kochel am See. Der meist trockene Graben, an dem es keine Brücke mehr gibt, bildet den Oberlauf des Jochbachs. Dahinter weitet sich Am Alple das Gelände und der Pionierweg mündet bald in den Reitweg.