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Mergel, der

Sedimentgestein aus Kalk und Ton

Mergel ist ein Sedimentgestein, das vor allem aus Kalk und Ton besteht. Auch gröberes Material wie Schluff und Sand kann enthalten sein. Je nach Zusammensetzung spricht man von Kalkmergel (hoher Kalkanteil) oder Tonmergel (hoher Tonanteil). Der im Vergleich zu reinem Kalkstein weichere Mergel verwittert leicht und bildet fruchtbare Mergelböden.
Stand:

Entstehung

Kalkmergel am Nudelgraben-Wasserfall nahe dem Friedergrieß in den Ammergauer Alpen.

Mergelstein (lateinisch MARGA) besteht aus verfestigten Meeres­ablagerungen, die sowohl Ton als auch Kalk enthalten. Beide Bestandteile müssen über einen längeren Zeitraum kontinuierlich und gemeinsam abgelagert werden. Schluff und Sand können in geringerem Umfang ebenfalls beigemischt sein.
Die so genannten Terrigenen Sedimente, dazu gehören Ton, Schluff und Sand, werden überwiegend von Flüssen ins Meer gespült, aber auch vom Wind verfrachtet. Gröbere Partikel sinken durch ihr höheres Gewicht zuerst auf den Meeresboden. Sand lagert sich deshalb vorwiegend in Küstennähe ab, Ton wird weiter ins Meer hinaus­transportiert und landet oft in tiefen Meeresbecken.Je weiter der Ablagerungs­ort von der Küste entfernt liegt, umso geringer ist normalerweise die durchschnittliche Korngröße der Sedimente.Durch Erdbeben und Rutschungen kann es allerdings zu größeren Umschichtungen kommen, so dass der küstennahe Sand in ein Tiefseebecken abgleitet. Dies war beim Rhenodanubischen Flysch aus der Kreide der Fall, wodurch dessen rhythmische Schichtung zu Stande kam.

Mergelarten

Je nach Zusammensetzung werden verschiedene Mergelarten unterschieden, wobei sich die Prozent­angaben auf das jeweilige Gewicht beziehen.Von Mergel bzw. Mergelstein im engeren Sinn spricht man, wenn der Tonanteil zwischen 35 und 65 Prozent liegt.Darüber handelt es sich um Tonmergel, darunter um Kalkmergel, nicht zu verwechseln mit Mergelton und Mergelkalk. Die Übergänge zum Kalkstein und Tonstein sind fließend. Das Gestein ist umso härter, je mehr Kalk es enthält. Ein hoher Tonanteil macht den Mergel dagegen verwitterungs­anfällig.

KalkTonName
85–100 %15–0 %Kalkstein
75–85 %25–15 %Mergelkalkstein
65–75 %35–25 %Kalkmergelstein
35–65 %65–35 %Mergelstein
25–35 %75–65 %Tonmergelstein
15–25 %85–75 %Mergeltonstein
0–15 %100–85 %Tonstein

Zementmergel

Ehemaliger Zementhofen bei Litzldorf.

Mit Zement ist meistens der am häufigsten genutzte Portland­zement gemeint. Seine Ausgangs­materialien sind Kalk (Kalzium­karbonat) und Ton (Siliziumdioxid), wobei der Kalk bis zu zwei Drittel ausmacht. Die Güte des Portland­zements steigt mit dem Kalkanteil. Da im Mergel beide Rohstoffe gemischt vorliegen, wird er häufig für die Zement­herstellung abgebaut. Von Zement­mergel spricht man, wenn Kalk und Ton schon in etwa das gewünschte Misch­verhältnis aufweisen.
In den Bayerischen Voralpen entdeckte man bei Litzldorf am Fuße der Farrenpoint am Ende des 19. Jahr­hunderts qualitativ hochwertigen Zementmergel. Für die Verarbeitung vor Ort entstand das Zementwerk Litzldorf, das heute als ungewöhnliche Ruine im Wald viele Besucher anzieht. Die Unternehmung war wegen der damals verkehrs­technisch ungünstigen Lage nicht erfolgreich.

Vorkommen

Aufschluss von dünnbankigem Kalkmergelstein und Tonmergelstein der Allgäuschichten im Sperrbachtobel unterhalb der Kemptner Hütte.

Mergel ist Bestandteil vieler unter­schiedlicher kalk­alpiner Gesteins­formationen von der Trias bis in die Kreide. Er zählt neben Kalkstein und Dolomit zu den Haupt­gesteinen der Nördlichen Kalkalpen. Der weiche Mergel baut selten Gipfel auf, sondern tritt hauptsächlich in Einsattelungen, Senken und Karen in Erscheinung.

  • Die Partnachschichten der Trias, eines der ältesten Gesteine der Nördlichen Kalkalpen, bestehen überwiegend aus Mergel. Sie erhielten diesen Namen wegen ihres Auftretens oberhalb der Partnachklamm im Wettersteingebirge.
  • Reich an Mergel sind auch die Gesteine der Raibler Schichten und der Kössener Schichten. Beide Gruppen entstanden in der Oberen Trias und bilden die Grund­lage vieler guter Almweiden.
  • Seine wohl größte Verbreitung innerhalb der Nördlichen Kalkalpen findet der Mergel in den Allgäuschichten aus dem Jura. Diese Formation tritt in den Allgäuer Alpen als bis zu 1500 Meter mächtiger Sockel auf. Der fruchtbare Fleckenmergel der Allgäu­schichten bringt die reichhaltige Pflanzenwelt der Allgäuer Blumenberge hervor, wie beispielsweise an der Höfats oder im Umkreis des Großen Widdersteins. Die Flecken im Fleckenmergel stammen übrigens von fossilen Wühlspuren, also Würmern und anderen Tieren die im marinen Schlamm lebten.
  • Ebenfalls in den Jura gehört die mergelige Ammergau-Formation. Bekannt ist sie vor allem wegen der kieseligen Zwischenlagen mit Radiolarien, die sich hervorragend zum Schleifen und Schärfen von Metallklingen eignen. Die Kiesellagen wurden deshalb früher in teils riesigen Wetzsteinbrüchen abgebaut und zu Wetzsteinen verarbeitet. Für die Orte Ohlstadt, Unterammergau, Halblech und Hohenschwangau besaßen die Wetzsteine aus der Ammergau-Formation eine große wirtschaftliche Bedeutung.
  • Von den kreidezeitlichen Gesteinen kommt in den Nördlichen Kalkalpen hauptsächlich der oben bereits erwähnte Flysch in einem schmalen Streifen am Nordrand vor. Flysch ist äußerst variabel. Er besteht aus einer rhythmischen Wechselfolge von Kalk-, Ton-, Sandstein und eben auch Mergel.

Bedeutung für die Almwirtschaft

Die Weiden der Schuhbräualm und Rampoldalm im Wendelsteingebiet liegen teilweise auf mergeligen Kössener Schichten.

Während Kalkgesteine typischerweise schroffe Felsgipfel und Steilwände hervorbringen, erodieren mergelige Gesteine eher zu sanften, hügeligen Geländeformen mit Mulden und Sätteln, die sich gut für die Almwirtschaft eignen. Die Weiden der meisten Almen in den Kalkalpen erstrecken sich allerdings über unterschiedliche Gesteinsarten und umfassen sowohl tiefgründige Mergelböden als auch flachgründige Felsböden.
Mergelböden könne Wasser gut speichern. Sie sind nährstoffreich und lassen üppige, artenreiche Almweiden gedeihen. In der Almwirtschaft liefern sie deshalb den besten Ertrag.
Bei Überweidung, starker Beanspruchung durch Wanderer oder Schneedruck kommt es auf unbewaldeten Mergelböden leicht zu Erosions­schäden an der Grasnarbe, in der Fachsprache Blaiken genannt. Starkregen kann dann im schlimmsten Fall zu Rutschungen führen.