Maisalmen im Chiemgau
Temporäre Beweidung von Rodungsflächen
Holzschläge nannte man früher Maißen. Die Schläge wurden meistens nicht aufgeforstet, sondern der natürlichen Wiederbestockung überlassen. Um Gras und Unkraut zwischen den nachwachsenden Bäumen klein zu halten, durften Maißen befristet beweidet werden. Das Schwenden, also das auf den Almen übliche Entfernen junger Baumtriebe, war auf Maisalmen verboten. Maisalmen waren vor allem in den Chiemgauer Alpen verbreitet. Einige entwickelten sich zu dauerhaften Almen mit Lichtweiden.
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Beispiele für Maisalmen

Maisalmen existierten auf den frischen Holzschlägen oft nur wenige Jahrzehnte und verschwanden mit dem Zuwachsen der Lichtungen wieder, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen. Holzknechte nutzen die ehemaligen Kaser gerne noch als Stuben, wie bei der Saulochmaishütte in der Nähe von Reit im Winkl oder der Sulzenmoos Maisalm bei Ruhpolding. Mit der Motorisierung der Forstwirtschaft wurden diese Unterkünfte für die Holzknechte schließlich überflüssig, so dass sie verfielen.
Andere Maisalmen entwickelten sich dagegen zu dauerhaften Lichtweiden. Noch immer bestoßen werden beispielsweise die Simandlmaisalm und die Waicher Maisalm bei Ruhpolding sowie die bekannte Maisalm bei Aschau, eine beliebte Wandereinkehr.Wie viele Almen tatsächlich auf Maißen zurückgehen, ist unklar. Die heutigen Almnamen geben darüber keine verlässliche Auskunft mehr.Die Aschauer Chronik kennt eine Reihe von Almen, die ihren Ursprung in Maisweiden hatten, so etwa die Talalm nahe Sachrang. Wohl aus purer Not setzen sich die Menschen immer wieder über das Schwendeverbot hinweg, um die Maisweiden ertragreich zu halten. Letztlich musste ihnen die Herrschaft die Almen dauerhaft überlassen, damit die Ernährung der Bevölkerung sichergestellt war.
Maisalmen als Phänomen der Chiemgauer Alpen

Dass Maisalmen hauptsächlich in den Chiemgauer Alpen vorkamen, hängt mit dem enormen Holzbedarf der ansässigen Salinenwirtschaft zusammen. Zu dem energieintensiven Betrieb der Salzsiedepfannen in Bad Reichenhall, Traunstein und Rosenheim kam außerdem noch die frühindustrielle Eisenverarbeitung im Raum Aschau, Ruhpolding und Bergen hinzu.Der Nutzungsdruck führte zu einer regelrechten Plünderung der Chiemgauer Bergwälder.Überall qualmten die Kohlenmeiler. An jedem einigermaßen triftbaren Bergbach gab es Triftklausen. Bis heute sind die Folgen der Übernutzung an der unnatürlich starken Dominanz der Fichte in den montanen Bergwäldern der Chiemgauer Alpen abzulesen.
Herkunft des Wortes maißen

Das mittelhochdeutsche Wort MAIZEN bzw. MAISSEN stammt vom gotischen MAITAN ab und bedeutet hauen, hacken und schneiden.
Im Schlagwerkzeug Meißel kommt es noch vor. Ansonsten verschwand es aus dem aktiven Wortschatz. Früher war maißen dagegen in der Forstwirtschaft eine sehr gebräuchliche Bezeichnung für das Fällen von Bäumen. Die Baumaxt oder Fällaxt nannte man dementsprechend Maishacke in Abgrenzung zur Asthacke für das Entfernen der Äste. Junge Holzschläge hießen wie bereits erwähnt Maißen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass davon etwas in den Flurnamen hängen blieb. Neben den Maisalmen können möglicherweise auch einige Ortsnamen wie beispielsweise Bodenmais im Bayerischen Wald darauf zurückgeführt werden.