Kar, das
Glaziale Talform im Gebirge
Ein Kar bezeichnet in der Geologie eine durch Gletscheraktivität entstandene kesselförmige, zum Tal hin offene Hohlform, die zwischen zwei Steilstufen liegt. In den Vertiefungen der Karmulden befinden sich häufig kleine Karseen. Zum Tal hin folgt nach der Karmulde die vom Gletscher rund abgeschliffene Karschwelle. Hinter dieser bricht die steile bis senkrechte Karstufe ab, über die manchmal beeindruckende Wasserfälle hinabstürzen.
Stand:
Begriffsklärung

Im Sprachgebrauch der Bergsteiger werden Kare gelegentlich mit Geröllfeldern oder Schuttreisen gleichgesetzt. Doch das ist begrifflich falsch. Zwar werden viele Kare von Geröllfeldern umrahmt und mitunter ertrinken sie regelrecht im Geröll, es gibt aber auch Kare auf tiefgründigen, grasbewachsenen Mergelböden oder auf festem Felsuntergrund, letztere oft mit den typischen vom Gletscher abgeschliffenen Rundhöckern.Der Begriff Kar steht also für eine vom Gletscher geschaffene Hohlform und hat nichts mit der Beschaffenheit des Untergrunds zu tun.Deshalb existieren Kare nur in glazial überformten Gebirgen, Geröllfelder gibt es auch in anderen.
Entstehung

Kare sind meist ein Ergebnis kompakter Lokalgletscher. Denn lange, mächtige Eisströme, wie beispielsweise der Aletschgletscher, bringen Trogtäler hervor.
Man findet Kare vor allem auf der Schattenseite unter hohen Felswänden und Kämmen, wo im Nährgebiet des Gletschers viel Schnee anfällt und das Eis eine größere Dicke erreichen kann als auf der Sonnenseite. Wenn im Karboden weichere Gesteine als in der Umgebung vorliegen, entstehen besonders ausgeprägte Mulden. Die Schürfwirkung basiert auf dem Gewicht des Gletschers, seiner Fließbewegung und dem mitgeführten Schutt an seinem Grund.
Karseen

Beim Abschmelzen hinterlassen die Gletscher in den Karen kleine Lokalmoränen, die das Wasser aufstauen können. Ton und Schluff des Gletscherabriebs dichten außerdem den Boden ab und bilden so die Grundlage für Karseen, sofern eine außreichend tiefe Mulde vorhanden ist. Ein großer Teil der hochgelegenen Alpenseen sind auf diese Weise entstanden. Die meist flachen Karseen verlanden durch den steten Eintrag von Sedimenten und je nach Höhenlage teilweise auch durch Moorbildung vergleichsweise schnell.Eine landschaftliche Besonderheit sind Karserien aus zwei oder sogar drei übereinanderliegenden Karseen.So eine Dreierserie von Seen, unterbrochen von den steilen, felsigen Stufen der ehemaligen Gletscherbrüche, kann man beim Seebensee, Drachensee und Grünsteinsee im Mieminger Gebirge in Tirol sehen.