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Kalktuff / Quellkalk

Sekundäres Sediment aus kalkhaltigem Quellwasser

Kalktuff, auch Quellkalk genannt, ist ein poröses Sediment­gestein, das durch die Ausfällung von Kalziumkarbonat aus stark kalkhaltigem Quellwasser entsteht. Die Sonne erwärmt das Wasser am Quellaustritt und Pflanzen entziehen ihm Kohlensäure, wodurch seine Kalk­löslichkeit abnimmt. Diese allmähliche Gesteins­bildung durch Mineral­ablagerungen wird in der Geologie als Versinterung bezeichnet.
Stand:

Eigenschaften und Begriffsklärung

Bildung von Kalksinter in der Vorderen Gießenbachklamm bei Kiefersfelden.

Beim Kalktuff, Quellkalk oder Quelltuff handelt es sich um ein ungeschichtetes, stark poröses, weiches Gestein, das teilweise größere Hohlräume oder sogar Primärhöhlen enthalten kann. Auf Grund seiner Entstehung findet man im Kalktuff häufig versteinerte Pflanzenteile, insbesondere Moose und Laub.
Wenn anstatt von Kalktuff von Tuff oder Tuffstein die Rede ist, dann geht es um den vulkanischen Tuff. Die Gemeinsamkeit zwischen dem vulkanischen Tuff und dem Kalktuff besteht in den vielen Lufteinschlüssen. Daher der Name Tuff, der von dem lateinischen Wort TUFO stammt und rau bedeutet.
Aufpassen muss man außerdem mit dem Begriff Kalksinter, denn damit können neben dem Kalktuff auch Travertine oder Tropfsteine gemeint sein. Zwar bestehen diese chemisch alle aus Kalziumkarbonat, doch sie bilden sich auf sehr unterschiedliche Weise, was sich auch in ihren Eigenschaften und ihrem Aussehen deutlich niederschlägt.

Entstehung

Von Kalkablagerungen bedecktes Moos an einer Hangquelle an der Weißen Traun.

Regenwasser ist durch die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft leicht sauer. Kommt das kohlensäure­haltige Regenwasser mit Kalkgestein in Berührung, nimmt es durch die Lösungs­verwitterung Kalziumkarbonat auf. Dieser Prozess führt zur Verkarstung und letztlich Abtragung von Kalkgebirgen. Das Grundwasser der Nördlichen Kalkalpen und des Alpenvorlands enthält deshalb reichlich Kalk.Verliert das kalkhaltige Wasser beim Quellaustritte Kohlendioxid, dann kann es weniger Kalziumkarbonat binden, so dass dieses als Sinter abgelagert wird.Eine wichtige Rolle spielen dabei Moose, vor allem das Starknervmoos, sowie Algen, die dem Quellwasser das für die Fotosynthese benötigte Kohlendioxid entziehen. Auch die Erwärmung durch Sonnen­einstrahlung und der verringerte Druck tragen dazu bei. Man kennt das vom Mineralwasser.
Der ausgefällte Kalk überzieht die Moose, schließt diese mit der Zeit ein und versteinert sie letztlich, während darauf gleich wieder neue Moose gedeihen. Das führt zu der typischen Porosität des Kalktuffs und erklärt sein relativ schnelles Wachstum.

Vorkommen und Geotope

Die bekannten Schleierfälle in der Ammerschlucht.

Quellkalk kommt vor allem an steilen Hängen und Schlucht­wänden im Alpenvorland vor.

  • Überregional bekannt sind die Schleierfälle in der Ammerschlucht mit ihren über­hängenden, baldachin­artigen Kalktuff­felsen. Das wertvolle Geotop zieht jedes Jahr Tausende Besucher an.
  • Von den Schleierfällen ein Stück ammerabwärts entstanden am Kalkofensteg bei Peiting im Bereich des Ammerknies schöne Sinterterrassen und eine steinerne Rinne.
  • Im Mangfalltal bei Valley existieren einige aufgelassene Kalktuff­brüche. Auch sie stehen unter Geotopschutz.
  • Eine sehenswerte Kuriosität bildet die Steinerne Rinne von Knapp bei Wackersberg in der Nähe von Bad Tölz. Das Quellwasser fließt dort über eine aus Kalktuff gewachsene, mehrere Meter lange Rinne in ein Becken, das künstlich in den Fels geschlagen wurde. In Bayern gibt es noch weitere dieser Steinernen Rinnen. Die bekannteste ist der Wachsende Felsen von Usterling bei Landau in Niederbayern.
  • Das größte südbayerische Kalktuff­vorkommen gibt es bei Polling mit dem noch in Betrieb befindlichen Tuffsteinbruch Geiger. Was ansonsten noch abbauwürdig wäre, steht überwiegend unter Geotopschutz.

Kalktuffsteine als Baumaterial

Der hochmittelalterliche Glockenturm von Kloster Wessobrunn bei Weilheim wurde aus Kalktuff­quadern erbaut.

Kalktuff wurde früher im bayerischen Alpen­vorland als lokal verfügbarer und damit kosten­günstiger Baustoff sehr geschätzt. Vor allem lässt er sich leicht bearbeiten. Solange er nach dem Bruch noch feucht und nicht ausgehärtet ist, kann er gesägt werden. Wegen seiner Porosität besitzt er im Vergleich zu anderen Fest­gesteinen darüber hinaus ein geringeres Gewicht und eine bessere Dämm­wirkung.
In Südbayern errichtete man früher Bauern­häusern, Kirchen und Klöster, ja sogar Burgen und Stadtmauern aus ihm. Er ist neben der Nagelfluh einer der wichtigsten Natursteine des Alpenvorlands. Im Gegensatz zur Nagelfluh kommt Kalktuff heutzutage aber kaum mehr zum Einsatz. Die meisten Vorkommen sind entweder erschöpft oder geschützt.

Gefährdung von Kalktuffquellen

Naturbelassene Quellen sind leider eine Seltenheit geworden.

Quellen und insbesondere die ohnehin recht seltenen Kalktuff­quellen gehören mit zu den am stärksten gefährdeten Biotopen. Nur selten sind Quellen heute noch völlig naturbelassen. Einfassungen, so nett das auch aussehen mag, beeinträchtigen oder zerstören die quellspezifische Fauna und Flora. Oft sind Quellen beim Straßenbau im Weg, so dass das Quellwasser einfach über Rohre zum nächsten Gewässer abgeleitet wird. Auch durch den Einsatz schwerer Maschinen in der Forstwirtschaft werden mitunter Quellen beschädigt.
Kalktuffquellen brauchen Platz. Das Wasser muss sich ausbreiten können, damit Quellkalk entstehen kann. Der sumpfige, mit Moosen bewachsene, manchmal terrassenartig gestufte Quellbereich sollte zu seinem Schutz auf keinen Fall betreten werden.