Franzosensteig
Erinnerung an den Dritten Koalitionskrieg
Im Jahre 1805 gelangten französische Truppen mit Hilfe ortskundiger Mittenwalder über den Franzosensteig nach Tirol, wo sie die Leutascher Schanz in einem Handstreich eroberten. Bayern kämpfte damals im Dritten Koalitionskrieg an der Seite Napoleons gegen Österreich. Das Werdenfelser Land gehörte bereits zu Bayern.
Stand:
Lage zwischen Mittenwald und der Leutasch

Der Franzosensteig, ursprünglich Alplsteig genannt, ist ein schmaler alpiner Übergang am östlichen Ausläufer des Wettersteingebirges bei Mittenwald.Er führt vom Ferchensee in Bayern über den Sattel zwischen den Wettersteinspitzen und dem Grünkopf in das Tiroler Leutaschtal.Ein Stück verläuft er entlang der Landesgrenze. Auf alten Karten ist oben am Sattel ein Alpl mit Blockhaus eingetragen. Diese Hackl-Alpe gehörte vermutlich zu Leutasch. Der Alplsteig wurde außerdem zur Grenzsicherung sowie von Jägern und Holzknechten genutzt. Zweifellos war er auch eine Schmuggelroute, weil er in manchen Quellen als Kontrebandsteig oder Schwärzersteig auftaucht. Heute ist der Franzosensteig ein beliebter, relativ einfacher Wanderweg.
Auf der Ostseite des Grünkopfs, nahe der Ederkanzel, existiert noch ein weiterer alter Übergang. Man kann auf diesem Weg von der Leutaschklamm zur Ederkanzel wandern. Früher hieß dieser von der Tiroler Landesverteidigung befestigte Grenzpunkt Halsl. Der Weg am Halsl wird öfters mit dem Franzosensteig verwechselt, weil beide für Truppeneinfälle nach Tirol genutzt wurden.
Geschichtliche Hintergründe

Im 17. Jahrhundert drangen schwedische Truppen während des Dreißigjährigen Kriegs bis Südbayern vor. Angesichts dieser Bedrohung ließ die Tiroler Landesfürstin Claudia von Medici den Grenzort Scharnitz befestigen. Die nach ihr benannte Porta Claudia entstand auf Werdenfelser Gebiet, was dort für großen Unmut sorgte. Um zu vermeiden, dass Scharnitz über das Leutaschtal umgangen werden konnte, errichtete man zusätzlich die Leutascher Schanz. Ein schwedischer Angriff erfolgte letztlich nicht.
Die Ereignisse von 1703 im Spanischen Erbfolgekrieg
Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs fiel der bayerische Kurfürst Max Emanuel zusammen mit französischen Truppen über Kufstein in Tirol ein. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterte er unter hohen Verlusten am Brenner und musste sich auf Grund eines allgemeinen Aufstands gezwungenermaßen wieder aus Tirol zurückziehen. Er nahm dabei Anfang August den Weg über Mittenwald. Dort hatten bayerische Truppen die Leutascher Schanz kampflos eingenommen, dann aber wieder verloren. Bei der Rückeroberung half der Jäger Adam Schöttl, der zwei Jahre später als Anführer der Gebirgsschützen an der Sendlinger Mordweihnacht beteiligt sein sollte.Adam Schöttl leitete die bayerischen Truppen, denen sich auch zahlreiche der eigentlich neutralen Mittenwalder angeschlossen hatten, über das Halsl.Dieser Angriff erfolgte also nicht über den Alplsteig, den heutigen Franzosensteig! Weil in Innsbruck währenddessen immer mehr Soldaten eintrafen, gab der truppenmäßig unterlegene Max Emanuel die Festungen bald endgültig auf, ließ die Porta Claudia sprengen und zog am 22. August Richtung München ab.Die Ereignisse von 1805 in den Napoleonischen Kriegen

Ein Jahrhundert nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kämpfte Bayern im Dritten Koalitionskrieg erneut an der Seite Frankreichs gegen die Habsburgermonarchie. Im November 1805 marschierten französische Truppen gegen Tirol und griffen die Porta Claudia an. Die eigentlich aus Kostengründen bereits stillgelegte Festung war von den Österreichern reaktiviert worden.
Mehrere Hundert Mann bewachten die Leutascher Schanz. Zum Alpl hatte man allerdings lediglich 24 Mann hinaufgeschickt. Weitere 14 hielten den Grünkopf besetzt. Diese schwache Verteidigung machten sich die in Mittenwald lagernden Franzosen zu Nutze.Unter Führung ortskundiger bayerischer Förster stiegen mehrere Tausend Franzosen einer hinter dem anderen am 4. November bei winterlichen Bedingungen vom Ferchensee über die Weiße Wand zum Alpl auf.Zwar bemerkte der Posten auf dem Grünkopf den Aufmarsch und meldete es an die Leutascher Schanz, doch der kommandierende Major Kraus wollte keine Verstärkung zum Alpl schicken. Die wenigen Verteidiger konnten den Sattel trotz ihrer günstigen Position nicht lange halten. So drangen die Franzosen schnell in die Leutasch vor und griffen die Schanze von hinten an.
Nach einem mehrstündigen Gefecht kapitulierte die Besatzung der Leutascher Schanz vor der französischen Übermacht. Weil dadurch das Hinterland der Porta Claudia offen war, wurde auch dort die weiße Fahne gehisst. Wenige Tage später, am 7. November, fiel Innsbruck. Der Krieg war für Österreich verloren.
Für die Tiroler war der Alplsteig fortan der Franzosensteig. In bayerischen Karten tauchte er noch eine Zeit lang falsch geschrieben als Eiblesteig auf.