Flysch, der
Instabiles Sedimentgestein aus der Kreide
Der Flysch bildet eine rhythmisch geschichtete Abfolge verschiedener Sedimentgesteine aus Kalk, Mergel, Sand und Ton. Besonders gut erforscht ist die vielfältige Gruppe des Rhenodanubischen Flyschs am Alpennordrand. Die Ablagerung fand während der Kreidezeit in einem Tiefseegraben im Tethysmeer statt. Wegen seines instabilen Aufbaus neigt der Flysch zu Hangrutschungen. Sein Name kommt von dem schweizerdeutschen Mundartwort flyschen, was fließen bedeutet.
Stand:
Entstehung

Der bis zu 1500 Meter mächtige Rhenodanubische Flysch bildete sich während der Kreide vor 130 bis 65 Millionen Jahre im Tethysmeer. Das rhythmisch geschichtete Sediment mit seiner wiederkehrenden Abfolge aus Kalk-, Mergel-, Ton- und Sandgesteinen ist das Ergebnis submariner Rutschungen, die von Erdbeben ausgelöst wurden. In der Geologie werden diese durch lawinenartige Trübeströme entstandenen Gesteine als Turbidite bezeichnet.Bei den Rutschungen glitt das Material vom flachen Schelfmeer über den Kontinentalhang unter hoher Geschwindigkeit in den Flyschtrog der Tiefsee ab.Dabei sanken zunächst die gröberen Sande zu Boden, danach die feineren Schwebstoffe, welche die Grundlage für das schiefrige Tongestein im Flysch bildeten. Die verschiedenen Bestandteile wurden also nach ihrer Größe sortiert. Zwischen den Trübeströmen sedimentierte im Flyschtrog auch Kalk, der je nach Länge des Zeitraums durch unterschiedlich dicke Bänke in Erscheinung tritt.
Eine Spezialform stellt der überwiegend im Allgäu vorhandene Wildflysch dar, in dem die einzelnen Gesteinsarten chaotisch durcheinandergemischt sind, wohl verursacht durch Konglomerat- und Schlammschüttungen von nahen Klippen.
Flyschberge am Alpennordrand

Die Zone des Rhenodanubischen Flyschs erstreckt sich in einem mehrere Kilometer breiten Streifen am Alpennordrand vom Bodensee bis zum Wienerwald, also vom Rhein bis zur Donau, deshalb der Zusatz rhenodanubisch. Zum Alpenvorland hin schließen sich das Helvetikum und die Faltenmolasse an, Richtung Süden die Kalkalpen.
Im Gegensatz zum Kalkalpin bringt der Flysch keine markanten Gipfel hervor, sondern eher rundliche Kuppen. Die Hänge sind oft steil und von tief eingeschnittenen Gräben zerfurcht.
Die Flyschberge sind überwiegend dicht bewaldet. Von Natur aus wachsen auf dem fruchtbaren Flysch, der sowohl Kalk als auch Silikat enthält, sehr vielfältige Waldgesellschaften aus Buche, Ahorn, Ulme, Fichte und Tanne mit einer üppigen Krautschicht. In den ökologisch wertvollen Wiesseer Flyschberge kommt diese Vielfalt noch exemplarisch vor.
Wegen ihrer schnellen Erreichbarkeit direkt am Alpenrand und den meist einfachen Wanderwegen besitzen die Flyschberge eine große touristische Bedeutung. Bekannte Gipfel sind beispielsweise die drei Hörnle im Ammergebirge, die Baumgartenschneid und Gindelalmschneid am Tegernsee oder der Zwieselberg bei Bad Tölz.
Neigung zu Hangbewegungen
In den Flyschbergen treten Rutschungen selbst bei geringer Hangneigung auf. Wenn der Flysch durchnässt, quillt das Tongestein auf und verwandelt sich wieder zurück in den Schlamm, aus dem es entstand. Das verwitterte Ton- und Sandgestein wirkt zusammen mit Wasser wie ein Schmiermittel, auf dem die beständigeren Kalkbänke talwärts gleiten können. Besonders problematisch ist es, wenn die Schichten schräg liegen.Was Hangbewegungen angeht, werden die Flyschberge überwiegend als Gefahrenzone bewertet. Sie weisen einige der größten aktiven Massenbewegungen Bayerns auf. Am Rißberg bei Grafenaschau (Ammmergauer Alpen) und am Brechries bei Bad Feilnbach (Mangfallgebirge) beispielsweise sind jeweils mehrere Hektar betroffen.
Wirtschaftliche Bedeutung

Flyschgesteine wurden in den Bayerischen Alpen früher vielerorts in kleinerem Stil abgebaut.
Unter anderem ist der darin vorkommende Kalkmergel ein wichtiger Rohstoff für die Zementherstellung. Bei Litzldorf entstand Ende des 19. Jahrhunderts am Fuße der Farrenpoint sogar ein Zementwerk. Die Farrenpoint besteht praktisch vollständig aus Flysch.
Zahlreiche Steinbrüche gab es außerdem am Högl im Rupertiwinkel. Der harte Högler Quarzsandstein fand für Schleifsteine, Türstöcke, Grabsteine, Fußböden und sogar Kirchenbauten Verwendung. Die einstige Massenproduktion von Marmorkugeln in den Salzburger und Berchtesgadener Kugelmühlen wäre ohne ihn kaum möglich gewesen.
Heute sind die ehemaligen Steinbrüche im Flysch meist vergessen und zugewachsen. Bei Exkursionen wegen der Steinschlaggefahr immer Abstand zu den Wänden halten.
Der geologisch besonders wertvolle Steinbruch Kalkgraben bei Schliersee, von dem die Kalkgraben-Formation ihren Namen erhielt, liegt auf Privatgrund und kann leider nicht einfach so besucht werden.
Am Högl befinden sich öffentlich zugängliche Brüche, darunter der Gschwendtner Bruch und der Dopplerbruch.
Zu dem früher einmal sehr bedeutenden, aber inzwischen völlig verwilderten Sandsteinbruch am Zinnkopf bei Ruhpolding führt kein Weg mehr.
Geowanderungen

Einige der vom Bayerische Landesamt für Umwelt als besonders wertvoll eingestufte Flyschgeotope sind zugleich reizvolle Wanderziele.
- An erster Stelle zu nennen ist das Röthenbachtal bei Halblech nahe Füssen in den Ammergauer Alpen, das zu den schönsten Geotopen Bayerns gehört.
- Ein weiteres beliebtes Exkursionsziel bildet das Lainbachtal bei Benediktbeuern in den Kocheler Bergen. Verteilt über ein größeres Gebiet gibt es dort zahlreiche Aufschlüsse direkt am Bachlauf zu sehen.
- Ein zum Wandern sehr lohnendes Flyschgeotop ist der Gaisalptobel nahe Oberstdorf im Allgäu. Der Felssturz in der Schlucht verdeutlich die Instabilität des Gesteins.
- Die Farrenpoint wurde bereits erwähnt. Wenn man sie umwandert, sieht man dabei die Großrutschung am Brechries, die Flyschstufen am Jenbachfall und das ehemalige Zementwerk bei Litzldorf. Sie ist damit insgesamt die ergiebigste Exkursion zum Thema.