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Dr.-Julius-Mayr-Weg

Klettersteig am Brünnstein

Der Dr.-Julius-Mayr-Weg ist ein einfacher Klettersteig der Kategorie A/B am Brünnstein in den Bayerischen Voralpen. Er führt vom Brünnstein­haus in direkter Line zum 277 Meter höher gelegenen Gipfel hinauf. Die Besonderheit der Route bildet ein enger Felsspalt, durch den man einige Meter hindurchschlüpft.
Stand:

Schwierigkeit und Ausrüstung

Der Dr.-Julius-Mayr-Weg ist nahezu durch­gehend mit Drahtseil gesichert.

Laut dem DAV handelt es sich beim Dr.-Julius-Mayr-Weg um keinen Klettersteig im eigentlichen Sinne, sondern um einen mit Drahtseil gesicherten Aufstieg. Bei Steigen der Kategorie A dient das Seil nur der Sicherheit, nicht der Fort­bewegung. Im Winter ist der Steig gesperrt.Bergerfahrung, Schwindelfreiheit und Tritt­sicherheit sind ein Muss.Einsteiger und Kinder verwenden am besten ein Kletter­steig­set. Man kann den Steig auch gut für Trainings­zwecke nutzen, um sich mit dem Kletter­steig­set vertraut zu machen. Ein Steinschlag­helm wäre ebenfalls nicht verkehrt. Der Oberrhät-Riffkalk des Brünnsteins ist zwar sehr stabil, aber ein paar lose Steine liegen immer herum.

Routenbeschreibung

An den schwierigen Stellen wurden Metall­stiegen angebracht. Ursprünglich waren es Holzleitern.

Die geschickt angelegte Route (siehe Topo) startet direkt beim Brünnsteinhaus (DAV) auf der Südseite des Brünn­steins. Zunächst geht es unschwierig im Wald bergauf. Beim ersten Seil sind auf einer Tafel einige Daten zur Instand­haltung aufgelistet. Bald danach kommen ein paar Krampen (Tritthilfen) und eine Stiege. Anschließend verschwindet der Steig in einem kamin­artigen Spalt, in den kaum Licht hineinfällt.Der originelle Durchschlupf trug sehr zur Bekanntheit des Dr.-Julius-Mayr-Wegs bei.Es folgen drei Metalltreppen dich aufeinander. Hinter einer ausge­setzten Ecke baut sich voraus ein Pfeiler auf. Die Route macht nun eine Schleife nach Osten durch steiles Schrofen­gelände und leitet dann auf einem exponierten Band um den Pfeiler herum. Das Band wurde in den Fels gesprengt. Heute würde man derartige Eingriffe nicht mehr vornehmen.
Auf der anderen Seite des Pfeilers ragt eine eindrucksvolle, glatte Fels­wand in den Himmel, ein vor 200 Millionen Jahren versteinertes Korallen­riff. Über eine Platte mit Tritt­hilfen und an einer Fichte mit Säbelwuchs vorbei wird ein grüner Anger erreicht. Von da windet sich der Steig im Zickzack zum schmalen Ostgipfel empor, auf dem die Kapelle steht.

Zustiege

Blick vom Trainsjoch ins Brünnsteingebiet.

Zum Brünnsteinhaus gibt es mehrere gut beschilderte Aufstiege.

  • Der populärste Wanderweg beginnt am Tatzel­wurm bei Aschau an der Deutschen Alpen­straße, erreichbar mit dem Bus der Wendel­stein-Ringlinie oder per Auto. Der Sage nach hauste dort in der Gumpe bei den Wasser­fällen ein feuer­speiender Tatzel­wurm. Vom Parkplatz Tatzelwurm geht es über die Schoißer­alm ostseitig um den Brünnstein herum.
  • Landschaftlich sehr reizvoll ist die Strecke aus Westen vom Berg­gasthof Rosen­gasse über die Seeonalm und die Himmel­moos­alm. Man muss dabei kaum Höhenmeter überwinden.
  • Mountainbiker nutzen am besten den Fahrweg von der Mühlau bei Oberaudorf über die Rechenau.
  • Bahnfahrer können von Oberaudorf über das Hocheck und das Brunntal aufsteigen.
  • Vom Gießenbachtal im Süden gibt es ebenfalls einen Wander­weg. Er führt vom Parkplatz Hinteres Gießenbachtal über das Naturfreundehaus Gießenbachhütte.

Geschichte

Alte Aufnahme um 1920 vom Felsspalt am Dr.-Julius-Mayr-Weg mit der Gedenktafel auf der linken Seite. Bild: Rudolf Fuchs, Wörishofen
Datenquelle: Foto von Postkarte

Mit der Gründung der Alpenvereins­sektion Rosen­heim im Jahr 1877 begann die Erschließung des Brünnstein­gebiets. Bestehende Wege wurden markiert und neue angelegt. Auch ein Stützpunkt sollte entstehen.In Ermangelung einer Unterkunft nächtigten öfters Wanderer in der Gipfelkapelle am Brünnstein.Treibende Kraft beim Bau des Brünnstein­hauses war der Rosen­heimer Arzt, Berg­steiger und Schrift­steller Dr. Julius Mayr (1855–1935). Er stand der Sektion ab 1887 vor. Für ihn kam nur der Brünn­stein als Standort in Frage und es gelang ihm, die Vereins­mitglieder davon zu über­zeugen. Der ursprünglich bevorzugte Standort auf der Himmel­moos­alm scheiterte daran, dass der Besitzer keinen Grund verkaufen wollte. Schließlich fand die Sektion einen geeigneten Platz, den man vom Oberaudorfer Bäcker Obermaier erwerben konnte.Das Brünnsteinhaus wurde 1894 eröffnet.Der erste Hüttenwirt des Brünnsteinhauses war Georg Seebacher. Er arbeitete 1898 mit zwei Gehilfen monatelang am direkten Aufstieg vom Unterkunftshaus zum Gipfel. Man benannte den Weg zu Ehren des inzwischen nach Nieder­bayern versetzten ehemaligen Vorsitzenden Julius Mayr. Bei seiner Einweihung am 15.8.1898 war der Dr.-Julius-Mayr-Weg einer der ersten klettersteigartig ausgebauten Aufstiege der Bayerischen Alpen.

Unfälle am Brünnstein

Gefährlich ist vor allem dieses ausgesetzte Band im oberen Bereich des Klettersteigs.

Das erste dokumentierte Bergunglück am Brünn­stein ereignete sich 1885. Unter ungeklärten Umständen stürzte damals der Oberaudorfer Bergführer Georg Winkler ab. Seine Leiche wurde erst nach mehreren Monaten gefunden. Sicherungen gab es damals natürlich noch keine.Wenn man sich im Dr.-Julius-Mayr-Weg am Drahtseil festhält, sollte eigentlich nichts passieren.Dennoch kommt es immer wieder zu Unfällen. Leider starben dabei in den letzten Jahren auch zwei Bergsteiger.
Ein 64-Jähriger stürzte 2014 tödlich ab, als er den Kletter­steig erkunden wollte, um ihn später mit einer größeren Gruppe zu begehen.
Im Jahr 2018 verlor eine 55-Jährige vor den Augen ihres Ehemanns beim Abstieg durch den Dr.-Julius-Mayr-Weg den Halt und stürzte 150 Meter in den Tod.